Donnerstag, 19. September 2013

Zur Arbeit
Was hat man sich unter einem Freiwilligen Friedensdienst im Ausland vorzustellen? Welches Bild assoziert man mit einem Ehrenamt im Ausland? 
  • der wohlhabende Weiße der dem afrikanischen Straßenkind frisch gepumptes Wasser eingeschenkt?
  • der Sozialarbeiter, der dem klein-kriminellen Ghettokind die Hand reicht?
  • der strahlende Mann hinter der Theke, der allen Obdachlosen Suppe eingeschenkt? 
Sich beim Unkraut jäten oder Kleider falten als Teil einer Wohltätigkeitskette zu verstehen ist garnicht immer so einfach. Ich bewundere nach wie vor die Damen in der Kleiderkammer, die über 3 Stunden mehrmals die Woche opfern um Kleider zu falten und zu sortieren ohne ein Ende des Kleiderberges voraussehen zu können. Vielleicht bekommen sie dafür Wochen später das Lächeln eines zufriedenen Kunden der Braderie zurück aber letztendlich ist ihre einzige Motivation die Gewissheit, dass minderbemittelte Menschen diese Kleidung gut gebrauchen werden können. Im Gegensatz zu den Lesern diesen Blogs ist der Begriff "Braderie" den Einwohnern von Bois-Colombes auch längst kein Fremdwort mehr. Dieser Flohmarkt, der 5 mal im Jahr als Verkauf der ganzen Kleiderspenden dient, scheint sich in der ganzen Stadt verbreitet zu haben. Wenn man am Empfang der Gemeinde sitzt und jeden Tag miterlebt, wie manchmal bis zu 30 Säcke an Kleidung und Kleinkram angeschleppt werden, dann weiß man, dass die Gemeinde (wenn auch nur als Schrottplatz) in der Stadt allseits bekannt ist. Was für eine öffentliche Repräsentanz. Manchmal bringen gut situierte Einwohner nagelneue und noch mit Etikett versehene Anzüge in hohem Wert vorbei, auch Töpfe, Mirkowellen und Gemälde landen hier. Leider sind aber auch viel ungewaschene oder stark abgenutzte Kleidungen dabei, die dann direkt in Tüten verpackt und wahrscheinlich zu Lappen verarbeitet werden. 

In wenigen Tagen beginnt auch endlich die Pfadfinderarbeit. Heute gab es eine erste Inforunde mit den Eltern. Ich musste schmunzeln, als am Ende der Sitzung alle Eltern ihr Checkbuch raus geholt haben um den Jahresbeitrag zu begleichen. Auch wenn es nur solche Kleinigkeiten sind, so sind die Franzosen und Deutschen doch sehr verschieden.

Zuletzt noch 3 Freizeithighlights:
Das Cité de la musique Museum in Paris, welches eine grandiose Instrumentensammlung beherbergt:
Der Kanal Saint-Martin:

 Und einen Zufallsfund mitten im Großstadtgetümmel: Parc des Buttes Chaumont, Paris





Sonntag, 15. September 2013

Highlight der Woche: Hillsong Church Paris
Eine Büchereikarte, ein Chor (der sogar ein deutsches Werk singt), Kontakte mit deutschen Au-Pair...
 - kurz: ich hab die Woche weiter Fuß gefasst. Am heutigen Sonntag morgen habe ich den Klavierdienst übernommen - das war nicht wenig Arbeit: 7 Klavierstücke, 5 liturgische Gesänge und 3 Choräle - und gemeistert, im Anschluss ein schöner Ausflug zur Freiheitsstatue und Eiffelturm, welcher dann in einem Besuch der Hillsong Church Paris endete. Nachdem man mir versicherte, dass meine Kirche zu den freiesten und ungewöhnlichsten Kirchen in Paris gehört, war die Freude groß als ich das von Hillsong angemietete Theater im 14. betrat. Mit isoliertem Schlagzeug, zwei Keyboards mit angeschlossenem MacBook, zwei Gitarren, Bass, 6 Sängern und einer modernen Lichtanlage sorgten Musiker und Techniker für einen Worship Sound, der alle Jugendlichen aus den Stühlen riss und die sie vor der Bühne tanzen und arme wedelnd jubeln ließ. Mit einer stärkenden Predigt gehe ich in die nächste Woche und freue mich schon auf den nächsten Gottesdienst (der 4 mal am Sonntag statt findet) in der Hillsong Church Paris.




Fitness an der Seine

Sonntag, 8. September 2013

Das erste Mal in Paris
Heute war ein Tag mit vielen neuen Erlebnissen. Der Sonntag begann mit dem für mich ersten Gottesdienst in Frankreich. Ich wurde auch direkt der gesamten Gemeinde vorgestellt. Wie jeden Sonntag gab es auch heute ein Abendmahl, welches ganz anders als in Deutschland ist. Wir standen alle in einem großen Kreis und haben - wie könnte es auch anders sein - tatsächlich Baguette und Wein geteilt. Von dem Baguette, welches herum ging, nahm man sich ein Stück und gab es mit den Worten "Jesus mit dir" dem Nächsten, der es dann aß und ein neues Stück abriss. Der Wein wurde aus einem großen Kelch für alle getrunken.

Desweiteren war ich auch heute das erste Mal für diesen Aufenthalt in Paris drin. Mit den 2 Mitfreiwilligen aus einem östlichem Vorort von Paris, sind wir zusammen durch die Hauptstadt getingelt, u.a. dem Friedhof Père Lachaise.




Braderie - eine beeindruckende Arbeit
Nachdem ich mir meine erste Erkältung eingefangen habe, dürfte ich mittlerweile das Leitungswasser und die trockene Luft überwunden haben. Heute war die Luft auch sehr angenehm frisch, sonnig und warm ist es aber immer noch :) Ich fühle mich sehr wohl hier in Colombes. Die Stadt hat alles was man braucht; eine Innnenstadt mit Geschäften und Büchereien und wie schon erwähnt das unweit entfernte La Défense, wo man wirklich alles bekommt.












Die Braderie ist am Samstag zu ende gegangen - eine beeindruckende Arbeit. Die Wochen zuvor wurden täglich spenden angenommen und sortiert, und dann alles an einem Tag aufgebaut, 2 Tage verkauft und abgebaut. Die Frauen der Braderie haben dann noch 5 Stunden zusätzlich jeden Tag verkauft und beraten. Und das ganze findet 5 mal im Jahr statt. Ich war sehr beeindruckt von dieser Hingabe. Ich vermute viele Menschen invenstieren in der Gemeinde dort sogar noch mehr Zeit, als ich es als Praktikant dort tun werde. Kleiderspenden kommen deswegen in so großer Zahl zustande, weil Ottonormalverbraucher, wie ich auch, viel zu faul ist, die Kleidung selbst zu verkaufen oder gezielt weiter zu geben. Ich gebe mein Problem einfach weiter, und andere werden sich darum kümmern, ob man die Hose noch tragen kann oder das Hemd modisch ist.
Besonders war aber auch am Samstagabend die Feier nach der Braderie. Alle Beteiligten saßen bei Citré und Kuchen beisammen und haben es sich gut gehen lassen. Ich war völlig verwirrt als dann eine Frau zwei Teller aufgeräumt hat und daraufhin auf einmal die komplette Truppe aus dem ruhigen Miteinander heraus aufgestanden ist und innerhalb 3 Minuten alles sauber gemacht hat, aber anscheinend wollten sie auch mal zuhause sein. 

Mittwoch, 4. September 2013

Heute das erste Mal daheim gewesen!
Seit 3 Tagen lebe ich jetzt in Frankreich, es waren bisher 3 intensive Tage und noch 3 intensivere Tage werden folgen...
Am Montag bin ich also endlich angekommen; mit Wanderrucksack, Geigenkoffer und Gepäckkoffer habe ich mich in die RER gesetzt und die neue Arbeitsstelle in Bois-Colombes kennengelernt. Mit den landesüblichen Bises wurde ich von den vielen Damen der Empfangsarbeit herzlich empfangen - die meisten heißen Francoise, das ist leicht zu merken - und habe mittlerweile einen Einblick in die Tätigkeitsfelder von der Kleidersortierung, über die (Obdachlosen-) Empfangsarbeit bis zur Gartenarbeit gewonnen. Abends wurde ich dann zu meiner neuen Gastfamilie in Colombes gefahren, die mich sehr liebevoll aufgenommen hat. Ich habe ein eigenes Zimmer, mit Internet (mittlerweile), Dusche und kann sogar das Fahrrad mitbenutzen. Dienstag habe ich direkt einen kleinen Auslug zum unweit entfernten La Défense gemacht, der einen Blick auf den Arc de Triomphe ermöglicht (siehe Foto).

Mit dem Gastvater Olivier und seiner Tochter Caroline, eine Künstlerin, sitzen wir morgens und abends zusammen am Küchentisch und erweitern meinen kulturellen und sprachlichen Horizont. Die beiden sind aber sehr nett und aufgeschlossen und es fällt nicht schwer, sich an das hiesige Essen zu gewöhnen; zunächst einmal sind da die Dinner, die ohne ihre 3 Gänge undenkbar wären, oft gibt es sogar zweimal am Tag diese Menüs, dann das Graubrot welches Olivier mit seiner Brotmaschine backt (wir hatten bisher noch kein Baguette) und zuletzt und als wichtigstes; fast alle Lebensmittel sind von LIDL! Ein Milbona Logo hier, ein Dulano Logo da und 500km sind schnell überwunden. Heute war der großer Einkaufstag und ich konnte direkt einen Heimatsbesuch mit dem Fahrrad machen. Das LIDL ist zwar viel kleiner; aber viele Kartons tragen deutsche Bezeichnungen und geben mir nach den vielen Stunden französischer Dialoge ein Gefühl, nicht allein zu sein.

Die nächsten drei Tage werden mindestens ebenso intensiv, denn dann erreicht die Braderie Arbeit ihren Gipfel. Alle Kleidungsstücke, Bücher und sonstige Spenden an die Gemeinde werden am Donnerstag zum Verkauf aufgebaut und am Wochenende für wenige Euros verkauft. Ein Wahnsinnsaufwand, die Kleiderkammern sind überfüllt mit Koffern und Schränken voller Kleidungen, aber die Nachfrage ist enorm hoch. Danach dürfte es erstmal wieder ruhiger werden aber zu erzählen gibt's immer genug. In diesem Sinne; macht's gut. Euer Gabriel!